Vorab…
Ich wollte hier eigentlich (eigentlich!) keinen Beitrag zu Grundlagen und Techniken der sogenannten HDR-Fotografie schreiben. Da gibt es ja schon jede Menge im Web. Aber für alle, die jetzt schon mal hier sind, doch ein paar Sätze zum Thema.
Die sogenannte HDR-Fotografie (HDR – High Dynamic Range) ist seid geraumer Zeit ziemlich in Mode. Das liegt meines Erachtens daran, dass deutlich mehr fotografiert wird, moderne Digitalkameras die Erzeugung entsprechender Bilder direkt unterstützen und es ein breites Angebot geeigneter Software zur Bildbearbeitung und Erzeugung dieser Bilder gibt.
Außerdem sehen die Bilder irgendwie peppig aus. Dabei gibt es einen riesigen Spielraum von dezent bis surreal.
Hier ein paar Beispiele meiner eigenen Kreationen in einer kleinen Galerie.
Oft werden auch gerne Pseudo-HDR-Effekte eingesetzt, um Bilder mit dem entsprechenden Eindruck (Look) zu versehen. Wenn man „echte“ HDR-Fotos erstellen will, dann muss man die entsprechenden Fotos machen.
Warum eigentlich HDR-Fotografie?
Die Sache ist ja strenggenommen einer technischen Schwäche der Bildaufnahmematerialien erwachsen.
Wenn man die Umwelt in einem Bild festhalten will, wird man immer an technische Grenzen stoßen.
Das Problem mit dem Licht! Und da haben wir es auch gleich – wo Licht ist, da ist auch Schatten – viel Licht und sehr wenig Licht in einem Bildausschnitt.
Das heißt, es gibt sehr große Kontrastunterschiede und damit haben eben die meisten Bildaufnahmematerialien Probleme.
Egal, ob Film oder der Sensor einer Digitalkamera, der sogenannte Dynamikumfang (hier als Begriff der Optik auch als Kontrastumfang bezeichnet) ist technisch bedingt eingeschränkt.
Fotografiert man eine Scene mit großem Kontrastumfang, dann wird das erzeugte Bild entweder unterbelichtete Bereiche (keine Details in den Schatten) oder überbelichtete Bereiche (keine Details in den Lichtern) oder beides aufweisen. Das lässt sich mit herkömmlicher Technik nicht vermeiden. Eine Lösungsmöglichkeit bietet die HDR-Fotorgrafie.
Wie macht man das?
Man macht von der gleichen Szene mehrere Aufnahmen mit unterschiedlicher Belichtung und legt sie später sprichwörtlich übereinander, um ein Bild mit möglichst vielen Bilddetails zu erzeugen.
Wieviele Aufnahmen braucht man für die Erzeugung eines HDR-Bildes?
Meiner Erfahrung nach reichen drei Aufnahmen in der Regel aus. Dabei sollten sich die Belichtungen um jeweils mindestens 2 Blendenstufen unterscheiden.
Also drei Bilder mit den Korrekturwerten -2EV, 0 und +2EV (EV steht für Exposure value).
In extremen Situationen kann es natürlich notwendig sein, mehr Aufnahmen, also 5 oder noch mehr zu machen.
Wie legt man am besten den „normalen“ Belichtungswert, sprich die Verschlusszeit (Korrektur = 0) fest?
Wie ich festgestellt habe, neigen die modernen Sensoren eher dazu, in den Lichtern „auszufressen“, als in den Schatten „abzusaufen“.
Damit meine ich, dass häufiger in den Lichtern die Details fehlen und auch später mit Nachbearbeitung nicht mehr herausgeholt werden können. An diesen Stellen ist einfach der Grenzwert der Sensorspannung erreicht, d.h. da ist alles rein weiß und „weißer“ geht’s nicht.
Im Gegensatz dazu, ist in den Schatten oft noch Bildinformation herauszuholen, da dort ein paar Millivolt vom Sensor gekommen sind und damit noch ein paar wenige Bits Unterschied bestehen…
Was sollte man zwingend beachten, wenn man HDR-Bilder aufnimmt?
Eine Grundregel für die HDR-Fotografie sagt – immer ein Stativ verwenden.
Ich habe bei meinen normalen (Foto-)Touren selten ein Stativ dabei und komme immer wieder in Situationen, wo ein HDR angebracht ist.
Was tun? Ganz einfach, ich fotografiere aus der Hand – das geht unter bestimmten Voraussetzungen auch ganz gut.
Moderne Spiegelreflexkameras schaffen heute im Serienbild-Modus (Exposure Bracketing Mode) mindestens drei Bilder pro Sekunde. Damit ist es möglich, HDRs zu schießen.
Zu beachten ist dabei, dass die längste Verschlusszeit nicht über etwa 1/8 Sekunde liegt, sonst wird’s schwer, die Kamera ruhig zu halten und Verwacklungen sind unvermeidlich.
Hier kurz die wichtigsten Punkte, die man bei der Aufnahme von HDRs beachten sollte:
Beim fotografieren aus der Hand…
- Lichtempfindlichkeit (ISO-Wert) des Sensors auf einen festen Wert einstellen.
- ISO-Wert so wählen, dass längste Verschlusszeit etwa 1/8 Sekunde nicht übersteigt. Bei höheren ISO-Werten muss man dann mit stärkerem Rauschen rechnen.
- Feste Blende einstellen, also A-Modus (Aperture Priority Mode; Zeitautomatik oder Blendenvorwahl) wählen, um Änderungen in der Schärfentiefe zu vermeiden.
- Serienbildfunktion (Exposure Bracketing) auf 3 Aufnahmen mit den Korrekturwerten -2EV, 0 und +2EV einstellen. 5 Aufnahmen hält man nur noch stabil, wenn die Kamera sehr schnell ist (7 oder mehr Bilder pro Sekunde).
- Autofocus auf „Spot“ stellen, damit ist relativ sicher, das während der Serienaufnahme immer das gleiche Bilddetail fokusiert wird.
- Auf manuellen Fokus umschalten, kurz bevor ausgelöst wird. Das ist zu empfehlen, aber manchmal nicht ganz leicht zu realisieren.
- Möglichst die Belichtungsspeicherung verwenden. Je nach Kameramodel ist die Funktionsbezeichnung und die entsprechende Taste anders bezeichnet (AE-L-, AEL-… Taste). Dabei sollte man einen möglichst hellen Bildbereich „messen“ (nicht den hellsten, aber fast…) und die ermittelte Belictungszeit mit deser Taste „einfrieren“. Das hat den Vorteil, dass man später mehr Details in den Lichtern hat.(siehe oben)
Beim fotografieren mit Stativ…
- Lichtempfindlichkeit (ISO-Wert) des Sensors auf einen festen, möglichst kleinen Wert (ISO 100 oder kleiner) einstellen. Damit wird das Rauschen minimiert.
- Im manuellen Modus fotografieren.
- Blende entsprechend dem gewünschten Schärfentiefe-Bereich einstellen.
- Die Belichtungsmessung zur Ermittlung der Verschlusszeit in einem möglichst hellen, nicht dem hellsten, Motivbereich durchführen.
- Für komplett manuelle Aufnahme die Verschlusszeiten für jeweils mindestens 3, besser 5, Aufnahmen ermitteln.
- Bei Serienbildfunktion mit 3 oder mehr Aufnahmen Belichtungsabstand so wählen, dass midestens jeweils eine Aufnahme mit einer Belichtungskorrektur von +2EV und -2EV vorliegen.
- Einen Fernauslöser verwenden.
- Wenn möglich an der Kamera die Funktion „Spiegel-Vorauslösung“ aktivieren. Damit werden Bewegungsunschärfen durch Erschütterungen infolge Spiegelanschlages vermieden.
- Fokusieren über Autofokus oder manuell, je nach Bildsituation. Anschließend zwingend den Autofokus abschalten.
Ja, soweit mal ein paar Ergüsse über HDR-Fotografie…
Viel Spaß beim fotografieren.
VG Matthias Thieme